DTA I
Digitalisierung der Berliner Turfantexte (DFG-Projekt)
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Die Turfansammlung der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (BBAW) ist das Ergebnis von vier archäologischen Expeditionen nach Zentralasien zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Sie umfasst ca. 40.000 Fragmente orientalischer Handschriften und Drucke, deren kuratorische Verwaltung die Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz in einem Depositarvertrag mit der BBAW 1996 übernommen hat. Zum Zwecke des Schutzes der Originale und eines erleichterten Zugangs zu diesem wissenschaftlich außerordentlich bedeutenden Quellenmaterial wurden unter der Obhut der Akademievorhaben Turfanforschung (BBAW) und Katalogisierung der Orientalischen Handschriften in Deutschland (AdW Göttingen) zwischen Oktober 1997 und Juni 2005 die alttürkischen, iranischen und mongolischen Teilsammlungen in einem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten dreistufigen Projekt digitalisiert und archiviert. Die dabei notwendigen Verfilmungs- und Restaurierungsarbeiten wurden von der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz durchgeführt.
In einem von der DFG geförderten Fortsetzungsprojekt wurden in bewährter Zusammenarbeit mit der Staatsbibliothek zu Berlin die ca. 6.200 chinesischen und tibetischen Fragmente digitalisiert. Aufgrund eines im Juni 2005 unterzeichneten Kooperationsvertrages mit dem International Dunhuang Projekt der British Library (London) wurden diese Digitalisate mit vorhandenen Metadaten verknüpft und in einem Datenbank-Format im Internet präsentiert. Dazu wurde eine deutsche Version der IDP-Database erstellt und im Internet zugänglich gemacht, s. IDP Berlin. Von 2008 bis Ende 2012 wurden die syrischen, tocharischen und Sanskritfragmente digitalisiert und direkt in IDP eingegeben. Die Turfansammlung ist damit vollständig digitalisert und im Internet verfügbar.
Ziele der Digitalisierung:
- Digitale Archivierung und Bewahrung der auf den Fragmenten enthaltenen und unersetzlichen Informationen
- Erschließung der Fragmente für einen größeren Gelehrtenkreis durch Abrufbarkeit im Internet
- Reduzierung der Arbeit mit den Originalen, um eine Qualitätsminderung bzw. Beschädigung derselben zu vermeiden
Signaturengruppe | Sprache/Textinhalt | Schrift | Anzahl* | Anzahl der angefertigten Digitalisate |
Ch/U | Chinesisch-uigurische Texte | Chinesisch Uigurisch | ca. 1.600 | 4.658 |
n | Soghdisch | Nestorianisch | 300 | 576 |
KS | Khotansakisch | Brāhmī | 24 | 41 |
TS | Tumšuqsakisch | Brāhmī | 50 | 101 |
U | Alttürkisch | Uigurisch Runen Manichäisch Brāhmī | ca. 6.000 | 14.160 |
Mainz | Diverse | Diverse | ca. 1.500 | 3.854 |
M | verschiedene mitteliranische Sprachen, vor allem Mittelpersisch und Parthisch; Sogdisch; 1 Baktrisch; Alttürkisch | Manichäisch; z.T. Sogdisch | ca. 3.500 | 3.606 |
Ch/So | Sogdisch Chinesisch/Sogdisch | Sogdisch Chinesisch/Sogd. | ca. 1.000 | 1.486 |
bs | Sogdisch | Brāhmī | 8 | 18 |
bi | verschiedene mitteliranische Sprachen | Brāhmī | 78 | 90 |
h | Baktrisch | Hephthalitisch | 7 | 10 |
Ps | Mittelpersisch | Pahlavi | 12 | 22 |
np | Neupersisch | Arabisch | 1 | 2 |
MongHT | Mongolisch | Uiguro-Mongolisch ’Phags-pa (Quadratschrift) | ca. 100 | 557 |
Ch | Chinesisch | Chinesisch | 4.306 | 8.734 |
Ch-Xixia | Chinesisch/Xixia | Chinesisch/Xixia | 1 | 2 |
Xixia | Xixia | Xixia | 5 | 10 |
Mandschu | Mandschurisch | Mandschurisch | 1 | 2 |
TibHT | Tibetisch | Tibetisch | 146 | 298 |
SyrHT | Syrisch | Syrisch | 395 | 628 |
SHT | Sanskrit/Prakrit | Brāhmī/Śāradā/Pāla/ Siddhamātṛkā | ca. 14.000 | 22.899 |
THT | Tocharisch A/B | Brāhmī | ca. 6.800 | 8.114 |
Kha | Mittelindisch | Kharoṣṭhī | 9 | 22 |
gesamt ca. | 40.000 | 69.890 |
* Eine absolute Zahl der Fragmente ist in einzelnen Signaturengruppen aufgrund der in die Anfänge der Sammlung zurückgehenden Konservierungsmethode (Sammelplatte; getrennte Verglasung zusammensetzbarer Fragmente; dokumentierte, durch Kriegsverlust im Original nicht mehr verfügbare Fragmente etc.) schwer zu ermitteln.
Produktionsprozess (bis 2005):
- Restaurierung: In Notfällen, z.B. bei beschädigten Glasplatten oder zur Glättung, Säuberung und Neuanordnung der Textfragmente (Restaurierungsabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin)
- Fotografieren: Herstellung von Diapositiven der in Glasplatten geschützten Fragmente (Fotostelle der Staatsbibliothek zu Berlin)
- Scannen: Scannen der Dias mit 2700 dpi und Speicherung als TIFF-Datei unter einem Dateinamen, der im Kern mit der Standortsignatur identisch ist: Textgruppe, Fragmentnummer, eventuell vorhandene alphabetische Benennung einzelner Fragmente in Sammelplatten, Bestimmung von Vorder- und Rückseite
- Bildbearbeitung: Drehen der Scans in die richtige Leseposition, Zuschneiden der Detailaufnahmen, Verbesserung der Lesbarkeit z.B. durch Änderung von Helligkeit und Kontrast
- Datensicherung: Brennen der Scans auf CD-ROM. Es werden zwei identische CD-Serien hergestellt, die an zwei verschiedenen Orten gelagert werden.
- Qualitätsmanagement: Protokollierung der Verfilmung und Digitalisierung durch eine tabellarische Datenbank nach Signatur, darin Eintrag der Film- und CD-Nr. sowie weitere Informationen über die digitale Archivierung; durch Kriegsverlust verschollene oder im Museum für Asiatische Kunst befindliche Fragmente werden, wenn vorhanden, durch Schwarz/Weiß-Fotos ersetzt
- Dateiformatierung: Komprimierung der TIFF-Dateien (20-30 MB) zu hochauflösenden JPEG-Dateien (2700dpi mit einer Dateigröße von ungefähr 500 KB) und niedrigauflösenden JPEG-Dateien (je nach Größe auf 1350 dpi mit einer Dateigröße um die 100 KB oder auf 675 dpi mit einer Dateigröße um die 50 KB) für die Darstellung im Internet
- Internetpräsentation: Die digitalen Turfanfragmente werden im WWW in Thumbnail-Tabellen dargestellt. Auf der Startseite des Digitalen Turfan-Archivs werden die einzelnen Textgruppen nach Signaturen angeordnet.
Perspektiven des Projektes:
Alle im DTA archivierten Digitalisate werden schrittweise in die IDP-Datenbank überführt und dann in beiden Archiven recherchierbar sein.
Zusätzlich zur Bereitstellung aller digitalisierten Texte ist beabsichtigt, das Digitale Turfan-Archiv mit einer Datenbank zu verknüpfen, um z.B. Informationen zu Schrift, Sprache und Inhalt des Bruchstücks zu erhalten. Ein Beispiel für solch eine umfangreiche Datenbank ist das TITUS-Projekt (Thesaurus Indogermanischer Text- und Sprachmaterialien). Jedes Fragment ist verknüpft mit Informationen zu Transliteration, Transkription, Übersetzung und bestmöglicher Interpretation des Inhaltes. VATEC, Vorislamische alttürkische Texte: Elektronisches Corpus, eine Datenbank für veröffentlichte oder in Bearbeitung befindliche nichtislamische alttürkische Texte, und MIRTEXT (Mitteliranische Texte), eine Datenbank für veröffentlichte parthische und mittelpersische manichäische Texte, sind zwei Beispiele von Textdatenbanken, die in der Zukunft mit dem Bildarchiv verknüpft werden könnten.
Nutzungsbedingungen und Copyright
Berechtigt zur Nutzung des Digitalen Turfan-Archivs sind alle an wissenschaftlicher, nichtkommerzieller Nutzung des Materials interessierten Fachleute.
MERKBLATT
für die Benutzung von Handschriften aus der Berliner Turfan-SammIung
1. Bei jeder beabsichtigten Veröffentlichung (Edition) oder bildlichen Wiedergabe von handschriftlichen Materialien wird der Benutzer nachdrücklich gebeten, das Vorhaben jeweils vorher schriftlich mitzuteilen. Die Weitergabe von Mikrofilmen oder anderen Reproduktionen von Materialien der Orientabteilung an andere Personen ist nicht gestattet, es sei denn, die BERLIN-BRANDENBURGISCHE AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN gibt ihre Zustimmung.
2. Für die Wahrung aller an einzelnen Objekten etwa bestehenden Urheber- und Persönlichkeitsrechte trägt der Benutzer selbst die Verantwortung. Jede kommerzielle Verwendung erfordert eine besondere Genehmigung durch die BERLIN-BRANDENBURGISCHE AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN.
Die Handschriften sind mit ihren vollständigen Signaturen und der Angabe
Depositum der
BERLIN-BRANDENBURGISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN
in der
STAATSBIBLIOTHEK ZU BERLIN - Preußischer Kulturbesitz
Orientabteilung
zu zitieren.
Sollte der Benutzer für die Möglichkeit der Edition danken wollen, wäre die BERLIN-BRANDENBURGISCHE AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN zu erwähnen.
Die STAATSBIBLIOTHEK (ORIENTABTEILUNG) und die BERLIN-BRANDENBURGISCHE AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN erwarten beide im Interesse der laufenden Dokumentation und der Information für weitere Benutzer die Überlassung von je einem Belegexemplar oder Sonderdruck von allen Arbeiten über ihre Bestände. Sollte eine Abgabe nicht möglich sein, wird um Mitteilung der bibliographischen Angaben der Publikation dringend gebeten.
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